
Das Märchen von der zufriedenen Working-Mum
Als Schwangere hat man ja viele Vorstellungen, wie das Leben mit Baby bzw. Kind ausschauen wird. Das war auch bei mir nicht anders. Man überlegt sich, wie der Tagesablauf sein wird, der Schlafrythmus, wie das mit dem Stillen funktionieren wird, und und und!
Neben diesen Dingen, die ja dann meist von selbst passieren, oder eben auch nicht, war für mich das Thema Wiedereinstieg in den Beruf die ganze Schwangerschaft über eine Sache, über die ich mir viele Gedanken gemacht habe.
Mein Plan war es, cirka sechs Monate nach der Geburt wieder einmal die Woche ins Büro zu gehen. Das ist wichtig für mich, damit ich nicht den Anschluss verliere und außerdem will ich mich ja als eigenständige Person auch noch irgendwie ausleben.
Das waren meine Gedanken, DAMALS!!!
Als unser Sohn auf der Welt war, hat sich für mich alles nur noch um ihn gedreht. Man will sein Kind einfach nur ansehen, jede Sekunde mit ihm verbringen und ja kein Zwinkern, kein angedeutetes Lachen oder Glucksen verpassen. Diese Anfangszeit vergeht viel zu schnell.
Plötzlich beginnen die einst hilfsbedürftigen Päckchen Liebe auf eigenen Beinchen zu stehen und es will alles erkundet werden. Als Mama versucht man dann alles aufzusaugen, damit ja alles im Gedächtnis gespeichert bleibt. Zeit ist nur mehr ein Wort, für mich nicht mehr greifbar aber auch nicht wichtig.
Und plötzlich ruft das Büro…
Wie ich soll wieder kommen? Ja das mit einmal die Woche in der Karenz hab ich mal gesagt. Jetzt soll ich wirklich kommen? Na ich weiß nicht.
Ich habe es gewagt und meinen knapp neun Monate alten Sohn in die Obhut der besten Oma der Welt gegeben. Für ihn wohl eine angenehme Abwechslung – von der Oma betüdelt zu werden, fand ich als Kind auch immer sehr fein. Einmal die Woche, für einen Vormittag nur an mich und die Arbeit zu denken, war wiedererwarten eine gute Sache, auch für mich. Ich habe den Kopf frei bekommen und konnte die neu gewonnene Energie wieder in das aufregende aber natürlich anstrengende Leben mit unserem Kleinkind stecken.
Doch irgendwann ist die Karenz vorbei …
Vor diesem Tag habe ich mich die ganzen 17 Monate in Elternkarenz gefürchtet. Was passiert dann mit unserem Sohn? Welche Betreuung ist die Richtige? Will ich überhaupt wieder richtig arbeiten?
Fragen über Fragen, die ich mir selbst nicht so wirklich beantworten konnte.
Wie es so oft passiert, lässt man die Dinge dann einfach laufen und in diesem Fall kam alles anders als gedacht.
Jobwechsel und neue Aufgaben…
Noch ganz damit beschäftigt meine Gedanken und Wünsche zu ordnen, stellte sich heraus, dass meine Zeit in dem Unternehmen, in dem ich tätig war, vorbei war und ich mich nach einer neuen Herausforderung umsehen musste.
Anscheinend zum richtigen Zeitpunkt, denn die nächste Aufgabe hat schon auf mich gewartet.
Mit dem Jobwechsel kamen aber auch andere Arbeitszeiten und so wurde aus geplanten zwei Tage Büro, fünf Tage die Woche.
Ich nehme mein Kind einfach mit …
So einfach ist das Betreuungsproblem natürlich nicht zu lösen gewesen.
Aber durch die großartige Hilfe meiner Familie und der kurzfristig gefundenen, wunderbare Babysitterin kann ich jetzt ruhigen Gewissens in der Früh das Haus verlassen.
Könnte …
Ja ich muss zugeben, ich habe mir das alles einfacher vorgestellt, als es jetzt für mich ist. Für mich ist auch klar, dass das „Zurücklassen“ meines Kindes für mich wahrscheinlich viel schlimmer ist, als für ihn. Ich habe im Moment aber das Gefühl, eine schlechte, unorganisierte Mutter zu sein, auch wenn ich weiß, dass mein Sohn in sehr guten Händen ist und ihm die neue Situation wahrscheinlich sogar gut tut.
Aber da muss ich jetzt durch, nicht nur für mich sondern vor allem für mein Kind. Außerdem ist das Modell des Alleinverdieners heutzutage kaum noch umsetzbar und somit auch keine Option.
Mama & Sohn …
So wie mein Sohn täglich ein Stück der Welt entdeckt, sehe auch ich vieles anders als früher. Das ist einerseits wunderbar,auf der anderen Seite macht es vieles auch komplizierter.
Wenn ich aber nach getaner Arbeit, die mir auch viel Spaß macht und mich fordert, am frühen Nachmittag nach Hause komme, und mein Sohn mich an der Tür empfängt und mir seine Entdeckungen des Vormittages zeigt, ist das schlechte Gefühl gleich wie weggefegt.
Ich habe jetzt beschlossen, einfach nicht mehr so viel nachzudenken, die Zeit zu genießen und alles einfach Schritt für Schritt anzugehen! Mal schauen ob’s funktioniert,
Eure Marie B.
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